Ein Archiv im allgemeinen Sinne Die Arbeit des Adam Seide Archivs besteht zum einen natürlich darin zu sammeln — Adam Seides persönliche Dinge, wie Handschriften, Gegenstände und Werke, darüberhinaus auch Pressestimmen, Zeitgeschichtliches und Informationen über die für ihn bedeutenden Orte und Personen, über seine Familie, Freunde und Bekannte. Dies geschieht in Form eines klassischen Archivs: alles wird verwahrt und über einen Katalog auffindbar gemacht.
Ein Archiv im besonderen Sinne Adam Seide war nicht nur ein Schriftsteller, der sich über sein textuelles Werk definieren lässt. Er war ebenfalls Förderer, Lehrer und Freund. Diese zwischenmenschlichen Bereiche lassen sich nicht allein über Handschriften und Pressestimmen, etc. zugänglich machen. Hier werden Werte angesprochen, die aktiv kommuniziert werden müssen.
Das Adam Seide Archiv stellt sich diesen besonderen Herausforderungen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Adam Seides Tradition weiterzuführen und nach seinem Vorbild der Literatur, der Sprache und der Kunst eine Plattform zu bieten. Unser Anliegen ist es aber auch, der besonderen Bedeutung des Zwischenmenschlichen in der aktiven Archivarbeit Raum zu geben, Freunde und Bekannte Adam Seides zu Gesprächen einzuladen, um seine Person in ihren vielfältigen Facetten weiter kennen zu lernen und zu dokumentieren. Mit alldem wird nicht nur an das literarische Werk Adam Seides erinnert, sondern besonders auch sein zwischenmenschliches Erbe bewahrt und weitergeführt.
Das Archiv wurde nach Adam Seides Tod von seinen Studenten im Juli 2005 als Verein an der HfG Karlsruhe gegründet.
Über Adam Seide Adam Seide wird in Hannover/Linden als Sohn einer Arbeiterfamilie am 02. Juli 1929 geboren und lernt zunächst Schriftsetzer. Im Jahre 1957 okkupiert er das Wohnzimmer seiner Eltern in der Grimmestraße in Linden und veranstaltet in der privaten Galerie Kunstausstellungen. Im folgenden Jahr entsteht im Alten Lindener Rathaus die Galerie Seide. Dort finden bis 1962 insgesamt 18 Ausstellungen statt. Parallel dazu entstehen die »Schriften aus der Galerie Seide«.
Zwischen 1959–1961 erscheinen sechs Ausgaben der Zeitschrift »Yardbird«. Adam Seide übernimmt 1960 die typographische Gestaltung der Zeitschrift »Theater heute«, deren Titelsignet er auch entwirft. Umgezogen nach Hessen veranstaltet er ab 1962 in seiner neuen Wohnung am Röderbergweg 64 in Frankfurt/Main vielzählige Ausstellungen.
1963 erscheint die persönliche Bestandsaufnahme »Was da ist. Kunst und Literatur in Frankfurt«; 1965 dann der erste »Egoist 7« als Fortsetzung des »Yardbird«; bis 1970 folgen zehn weitere Ausgaben. 1974 findet seine berühmte »lange Tafel« zum Altstadtfest in Hannover statt. 1975 erscheint »Der neue Egoist« als Hannover Ausgabe; ein Jahr später folgt die Frankfurter Ausgabe. Im Jahr 1978 entstehen neun Ausgaben der von Adam Seide selbstgedruckten »Poetischen Schnellpost«. Sein »ABC der Lähmungen« veröffentlicht Adam Seide 1979 und 1980 den Roman »Im Zustand wie gesehen«. 1982/83 wird er Stadtschreiber in Unna/Westfalen. Zwischen 1985 und 1987 entstehen drei Romane: »Taubenkasper« (1985), »Die Braunschweigische Johanna. Ein deutsches Requiem« (1986), und »Rebecca oder ein Haus für Jungfrauen jüdischen Glaubens besserer Stände in Frankfurt am Main« (1987). Im Umfeld der progressiven Verlage Melzer und Athenäum ist er 1984 Mitbegründer des Hessischen Literaturbüros und zwei Jahre später des »Hessischen Literaturboten«.
1990 wird Adam Seide P.E.N. Mitglied und bekommt 1991 den Gerrit-Engelke-Preis der Stadt Hannover verliehen. 1997 wird er Dozent für Literatur und Neue Medien an der HfG Karlsruhe und gründet die Hochschulzeitschrift »Munitionsfabrik«. In dieser Zeit ruft er mit Studenten die Versfabrik ins Leben. Im Jahr 2000 erscheint der erster Band »...es ist nur eine Reise...« seiner Lindener Trilogie »Drei alte Maler. Ein altmodischer Roman.«. Im selben Jahr nimmt Adam Seide als Erster den Nicolas Born-Preis entgegen.
Am 29. April 2004 verstirbt Adam Seide im Alter von 74 Jahren in Limburg/Lahn.